Wildcamping: Freiheit und Verantwortung

Wildcamping: Freiheit und Verantwortung

Ich bin Sebastian von Camping-Pioneers und für mich steht eines fest: Ich liebe Wildcampen. Einfach raus in die Natur, die schönsten Plätze suchen und dort übernachten, wo es einem gefällt. Den ganzen Tag über genießt man die frische Luft, erkundet die Umgebung und am Abend sitzt man an einem selbstgewählten Ort bei seinem Lieblingsgetränk und lässt die Seele baumeln.


Wann der nächste Tag beginnt, bestimmt man selbst: Der eine steht in aller Frühe auf und genießt den stillen Sonnenaufgang. Die andere bleibt so lange liegen, bis die Sonne schon hoch am Himmel steht. Doch völlig egal, wie der Tag, die Nacht und der Morgen genau aussehen, eines lieben alle Wildcamper gleich: das Gefühl von Freiheit!

Für mich heißt Wildcampen genau das: Die Natur hautnah erleben, Einfachheit als Luxus verstehen und ganz nach den eigenen Vorstellungen zu reisen.

Ich habe Menschen getroffen, die waren ganz bewusst ohne Handy und Internet unterwegs. Bei anderen durfte auf keinen Fall die Gitarre fehlen. Und mach einer hatte sich vorgenommen, sein Ziel ohne Wander- und Landkarten zu erreichen und sich stattdessen von Einheimischen den Weg weisen zu lassen. Alles das und noch viel mehr ist möglich beim Wildcampen.

Damit diese Art des Reisens noch lange möglich ist, tragen wir alle Verantwortung. Nur wenn wir uns dessen bewusst sind, wird Wildcampen weiterhin erlaubt sein. Damit also jeder von uns auch zukünftig noch die absolute Freiheit erleben kann, zeige ich dir hier, welche Dinge du beim Wildcampen beachten musst.


Damit wir über das gleiche Thema reden: Was ist Wildcampen eigentlich?

Ein bisschen habe ich schon erzählt, was ich unter Wildcampen verstehe. Doch es gibt verschiedene Formen des Reisens, die alle in eine ähnliche Richtung gehen. Deshalb stelle ich dir hier einige weit verbreitete Möglichkeiten vor:

 1 - Campen

Campen, oder auch kampieren, ist das Übernachten in beweglichen Unterkünften. Dazu zählen Wohnwagen und Wohnmobile, speziell ausgebaute Vans und Busse, Dachzelte, Zelte und Hängematten. Beim „normalen“ Campen übernachtet man damit an speziell ausgewiesen Orten, zum Beispiel Campingplätzen oder Stellflächen. Oft sind diese Plätze mit Sanitäranlagen ausgestattet.

2 - Campen

Das Wildcampen ist dem „normalen“ Campen sehr ähnlich, die beweglichen Unterkünfte sind dieselben. Allerdings stellst du hier dein Wohnmobil, deinen Van oder dein Zelt nicht auf einem offiziellen Platz auf. Stattdessen übernachtest du irgendwo dort, wo es dir gefällt. Allerdings gibt es hier keine sanitären Anlagen und man muss einige wichtige Grundlagen beachten, die ich dir unten in diesem Beitrag als die 10 goldene Regeln für das Wildcampen zusammenfasse.

3 - Biwakieren

Beim Biwakieren bist du in der Regel ohne Zelt und Co unterwegs. Stattdessen rollst du deine Isomatte und deinen Schlafsack einfach unter freiem Himmel aus. Hier bist du natürlich stark vom Wetter abhängig, hast dafür aber deutlich weniger Gepäck. Je nach Region hat das Biwakieren noch eine weitere Bedeutung: In den Alpen nennt man zum Beispiel spartanische Hütten oder Schlafplätze unter einfachen Überdachungen auch Biwaks.

4 - Boofen

Das Boofen ist eine spezielle Form. Es ist dem Biwakieren sehr ähnlich und man übernachtet ebenfalls ohne Zelt. Es gibt jedoch eine Besonderheit: Das Wort und diese Form der Übernachtung gibt es nur in der Sächsischen Schweiz. Hier schläft man vor allem unter Felsüberhängen und in Höhlen. Daher nutzen die Menschen dort diesen speziellen Begriff. Da in der Sächsischen Schweiz jedoch nicht alle Wanderer, Kletterer und Bergsteiger ihrer Verantwortung gerecht wurden, ist das Schlafen in den sogenannten Boofen mittlerweile stark reglementiert. Wie du siehst, gibt es verschiedene Möglichkeiten, frei in der Natur unterwegs zu sein. Ich konzentriere mich hier vor allem das Wildcampen, also das Übernachten im Wohnmobil, Van oder Zelt außerhalb von ausgewiesenen Stellplätzen. Du wirst aber merken, dass die meisten meiner Tipps genauso für das Biwakieren und das Boofen gelten.

Rechtliche Grundlagen: Wo und wie ist Wildcampen erlaubt?

Ich habe es oben bereits erklärt: Beim Campen übernachtest du auf speziell ausgewiesenen Stellplätzen. Doch wie ist das beim Wildcampen: Darfst du einfach so überall mit deinem Zelt, Van oder Wohnwagen stehen und dort schlafen? Wie so oft bei Gesetzen kann man hier keine einheitliche Antwort geben. Je nach Staat unterscheiden sich die Regeln und oft sind sie sogar innerhalb eines Landes je nach Region nochmal ganz unterschiedlich! Für eine erste Orientierung gebe ich dir hier eine Übersicht.

Wildcampen in Deutschland

In Deutschland ist das Wildcampen in der Regel nicht erlaubt. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein darfst du jedoch dein Zelt für eine Nacht aufstellen, wenn es der Grundstückseigentümer erlaubt und es keine Regel verbietet (etwa in Nationalparks). Manche Gegenden stellen zudem spezielle Treckingplätze bereit, die du nutzen darfst.

Wildcampen in Österreich

In unserem Nachbarland Österreich ist Wildcampen grundsätzlich verboten und du darfst nur auf speziellen Stellplätzen übernachten.

Wildcampen in der Schweiz

Die Schweiz steht dem Wildcampen sehr offen gegenüber: Grundsätzlich ist die Übernachtung im Zelt und in einem Biwak oberhalb der Baumgrenze erlaubt, sofern du dich nicht in einem ökologisch empfindlichen Gebiet befindest. Zudem gibt es einige Gemeinden, die das Wildcampen verbieten.

Wildcampen in Polen

Polen führte im Jahr 2021 ein interessantes Experiment durch, sodass ich unser Nachbarland hier mit in meine Liste aufgenommen haben: Der Staat erlaubte das Wildcampen in einigen Waldgebieten, nachdem es bisher komplett verboten war. Die Erfahrungen waren so positiv, dass es nun über 400 Waldgebiete gibt, in denen du übernachten darfst.

Wildcampen in Skandinavien

Die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden sowie Finnland sind das Paradies für Wildcamper! Hier gilt das Jedermannsrecht. Vereinfacht gesagt erlaubt es dir, nahezu überall wild zu campen, wenn es nicht explizit verboten ist.

Dafür musst du lediglich einige einfache Grundregeln beachten. Dazu gehört, dass du Abstand zu Wohnhäusern hältst, niemanden störst und nichts beschädigst.

Wichtig: In Dänemark gilt das Jedermannsrecht nicht, dafür jedoch in Schottland.

Diese kleine Auswahl an Ländern zeigt bereits, dass überall andere Regeln und Gesetze gelten.

Fazit: 

Am besten informierst du dich vor Reisebeginn immer über die Regeln in deinem Zielland.
Eine gute Übersicht findest du zum Beispiel beim ADAC.

Noch ein Tipp:

In der Regel ist es erlaubt, auf öffentlichen Parkplätzen zu übernachten, wenn der Fahrer seine Fahrtüchtigkeit wiederherstellen muss. Hier geht die Sicherheit vor dem Übernachtungsverbot. Natürlich darfst du dich in diesem Fall aber nicht gemütlich einrichten und etwa deinen Campingtisch, deine Stühle oder deine Liege vor dem Auto aufbauen.

Jetzt geht's ans Eingemachte: Deine Verantwortung als Wildcamper

Jetzt ist es also so weit: Du hast dich fürs Wildcampen entschieden, dein passendes Reiseland gefunden und freust dich nun auf den perfekten Sonnenuntergang an deinem Traum-Stellplatz. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß dabei und den besten Urlaub deines Lebens! 

Damit wir jedoch alle noch lange Freude am Wildcampen haben, müssen wir einige Dinge beachten. Nur so ist es möglich, dass wir in Einklang mit der Natur, den vor Ort lebenden Menschen und mit anderen Campern noch lange unseren Traum leben können. Das ist die Verantwortung, die wir als Wildcamper haben.

Die 10 goldenen Regeln für das Wildcamping

Damit das Wildcampen noch lange möglich ist, halte dich bitte an die 10 goldenen Regeln für das Wildcamping:
    1. Übernachte nur an Stellen, an denen das Campen erlaubt ist.
    2. Halte Abstand zu Wohnhäusern und Privateigentum oder frage nach der Erlaubnis zum Übernachten.
    3. Störe niemanden, weder Anwohner, andere Camper, noch Tiere.
    4. Mach keinen Dreck, kipp dein Abwasser nicht in die Natur und halte den Platz sauber. Zudem gilt der Grundsatz „Verlasse deinen Platz sauberer als du ihn vorgefunden hast“: Wenn Müll herumliegt, sammle ihn ein und nimm ihn mit.
    5. Zerstöre nichts in der Natur.
    6. Mach keinen Lärm.
    7. Verrichte deine Notdurft nicht in der Natur und nutze eine Campingtoilette (hier im Blog erfährst du auch mehr über das Thema "Klobrille beim Campen")
    8. Mache Feuer nur an dafür vorgesehenen Feuerstellen.
    9. Hast du einen Hund dabei, sorge dafür, dass er bei dir bleibt, keine Tiere jagt und sammle seine Hinterlassenschaften ein.
    10. Ist der Platz schon belegt, suche dir eine andere Stelle.

Wenn du dich an diese Hinweise hältst, ist das Wildcampen für alle Beteiligten umso schöner. Zugleich wirst du merken, dass dir das Wildcamping auch selbst viel mehr Spaß macht: Du befindest dich im Einklang mit der Natur und statt zu einem Streit mit einem Anwohner oder einem anderen Camper kommt es viel häufiger zu einem netten Gespräch. Du wirst deinen Urlaub auf diese Weise umso intensiver genießen.

 

Klopapier, Müll und Lärm: Die Negativbeispiele

Leider gibt es immer wieder Menschen, die sich nicht an diese Regeln halten und so dafür sorgen, dass es immer wieder Regionen, Ortschaften und Grundstücksbesitzer gibt, die das Wildcampen verbieten. Ich musste selbst leider immer wieder Camper erleben, die sich danebenbenahmen und mich, anderen Reisenden und den Anwohnern die Freude am Urlaub raubten.

Das sind die häufigsten Negativbeispiele:

  1. Die Notdurft in der Natur verrichten und das Klopapier liegen lassen.
  2. Die Stellplätze mit Abfällen, Zigarettenkippen, Flaschen und Scherben zumüllen.
  3. Sich so verhalten, als wäre man allein auf der Welt: Lärmen, laute Musik und herumschreien.
  4.  So parken, dass Wege und Ausfahrten blockiert sind, oder sich mit dem Wohnmobil noch auf den überfüllten Platz quetschen.

Bitte vermeide unbedingt solch ein Verhalten und das Wildcampen wird für alle Beteiligten umso schöner sein.

 

Traumerlebnisse beim Wildcampen

Ich hoffe, die Negativbeispiele haben dich nicht vom Wildcampen abgehalten. Tatsächlich halten sich die meisten Menschen an die 10 goldenen Regeln und so ist der perfekte Camper-Urlaub immer möglich. Damit du dich schon auf deinen nächsten Urlaub freust, möchte ich dir von zwei meiner Erlebnisse bei den letzten Reisen erzählen.

Abenteuer in Neuseeland - ein kurzer Ausflug in vergangene Reisen

Ich durfte ein Jahr mit dem Van durch Neuseeland reisen und könnte Dutzende toller Geschichten erzählen. Folgendes Erlebnis gehört jedoch dabei zu den einprägsamsten:

Auf der Landkarte hatte ich in der Nähe des Franz-Josef-Gletschers auf der Südinsel eine kleine heiße Quelle entdeckt. Am Ende des geschotterten, mit Schlaglöchern übersäten Weges dorthin fand ich tatsächlich einen kleinen Parkplatz. Hier würde wohl nie jemand herkommen, doch ich stellte mich so hin, dass noch Platz für ein weiteres Auto war.

Da gerade die Mücken sehr aktiv waren, blieb ich noch eine Weile im Auto, in dem ich dank des 

 vor den kleinen Plagegeistern geschützt war und nutzte die Zeit für Vorbereitung des anstehende Badens in den heißen Quellen.

Die Mücken verschwanden schließlich und ich wollte gerade losgehen, da kam tatsächlich noch ein weiteres Auto! In ihm saß ein Neuseeländer mit einem Gewehr. Nach dem ersten Schreck begann ich ein Gespräch: Der Einheimische war Jäger und kannte noch schönere heiße Quellen, als die in der Karte verzeichneten. Wir machten uns gemeinsam los, er zeigte mir seinen Geheimtipp und während ich es mir im heißen Wasser gemütlich machte, ging er seines Weges.

Ich genoss das heiße Wasser und den Blick auf die mich umgebenden Berge. Dabei vergaß ich leider die Zeit und es wurde dunkel. Würde ich den Weg zurück zum Auto finden? In diesem Moment kam der Neuseeländer wieder vorbei, drückte mir lachend eine Taschenlampe in die Hand und führte mich entlang einer Klippe den schmalen Weg zum Parkplatz. Im Van kochte ich uns beiden noch einen Tee und ich erlebte mal wieder, was möglich ist, wenn man auch beim Campen rücksichtsvoll und höflich miteinander umgeht.

Himmlische Ruhe in Schweden

Die folgende Geschichte ist weniger spektakulär, aber sie zeigt so viel, was Wild-Camping für mich ausmacht:

Ich war in Schweden im Nationalpark Fulufjället unterwegs und hatte dort eine längere Wanderung zum höchsten Wasserfall des Landes und zum 

 unternommen. Am Abend war ich dann echt platt, doch der Platz, den ich mir zum Übernachten ausgesucht hatte, war bereits belegt. Mehrere Campervans standen dort und durch das offene Fenster konnte ich Musik und laute Stimmen hören.

Ich überlegte kurz, ob ich mich mit dem Van noch an den Rand des Platzes quetschen sollte, dachte an die 10 goldenen Regeln für das Wildcampen und entschied mich dagegen. Stattdessen fuhr ich noch ein Stück weiter und fand ganz unerwarteter Weise an einem Fluss noch einen kleinen Stellplatz hinter einer Baumreihe. Wahrscheinlich war kurz vorher jemand weggefahren, denn normalerweise waren zu dieser Saison alle Traumplätze schnell belegt.

An diesem wunderschönen Platz angekommen, machte ich es mir an meinem 

 bequem, sah den Strahlen der untergehenden Sonne auf dem fließenden Wasser zu und genoss die unmittelbare Natur und die himmlische Ruhe.

Obwohl mein ursprünglicher Traumplatz bereits belegt war, erlebte ich so zwar nicht den spektakulärsten, aber einen der schönsten Urlaubsabende in Schweden.

 

Mit Verantwortung die Freiheit beim Wildcampen genießen

Ich denke, du hast beim Lesen dieses Beitrags gespürt, wie viel Freude man beim Wildcampen genießen kann. Ich jedenfalls spüre schon wieder dieses Kribbeln und die große Lust darauf, in völliger Freiheit die Welt zu erkunden. Wenn ich dann wieder in meinem Van liege und mit Verantwortung wildcampe, kann ich ganz entspannt mit meinem Lieblingsgetränk in der Hand den Sonnenuntergang an meinem nächsten Traumspot genießen.

Vielleicht trifft man sich mal unterwegs.

 

Bis dahin und viele Grüße

Sebastian von Camping-Pioneers

 

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Bildquellen:

Bild 1: Foto von Cliford Mervil von Pexels
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Bild 4: Foto von Uriel Mont von Pexels
Bild 5: Foto von Goldeimer
Bild 6: Foto Zelt in der Landschaft
Bild 8: Foto von Jessica Zumpfe